Etwas aus meinem Fundus.
Für mich finden die wirklich epischen Flüge mittlerweile im Winter statt - und zwar in der Leewelle. Ich fliege in Landau im Rheintal, sodaß hier nur niedrige und kurze Mittelgebirge (Pfälzer Wald, Schwarzwald) um uns herum sind. Wir fliegen bei Ostwind den Schwarzwald hoch und 'runter, und das mittlerweile den ganzen Tag - bis die 1.000km Strecke (das ist der heilige Gral des Segelfluges) fällt, ist es nur eine Frage der Zeit.
Ein guter Wellentag im Winter beginnt so:
Aufbauen bei minus 15 Grad nachts um 5, um unmittelbar bei Sunrise starten zu können.
Es hilft dabei sehr, wenn man etwas masochistisch veranlagt ist.
Schlepp nach Osten, der Schwarzwald ist rechts außerhalb des Bildes.
Erste Rotorwolke über Karlsruhe (...anderer Tag, andere Schleppmaschine...). Voraus kann man den Schwarzwald erahnen und die Leemauer über dem Murgtal - da wollen wir hin.
Mein Kumpel Jochen in seiner Antares über dem Feldberg...
... und wir im Duo Discus meines Vereines im Endanflug nach Landau. Lt. Berechnung 45 min zu fliegen, Sunset in 43 min. Immer wieder höchst spannend.
Anhand der Wolkenschatten kann man sehen, daß es bereits spät ist (und die Wolken langsam rötlich angestrahlt werden).
Auch bei Westwind fliegen wir Welle - dann am Pälzer Wald.
Der ist schön, aber zu klein für ernsthafte Streckenflüge, deshalb nutzt man den eigentlich nur zum Genußfliegen und Air-to-Air-Photos.
Oben DG-1000 meines Kumpels Peter, unten mein Spielzeug, der Prototyp AS22-2.
Extrem enger Verbandsflug im Segelflugzeug geht nur in der Welle, weil nur da die Luft absolut ruhig ist.
Unspektakuläres Foto - aber das zeigt, was bei uns im Rheintal möglich ist. Diesmal kein Streckenflug, sondern maximale Höhe - auf dem Höhenmesser sind es knapp 7.200m. Die Sauerstoffversorgung für zwei Piloten ist aufgrund der notwendigen Redundanzen allerdings extrem aufwendig.
Rechts oben das vertikale weiße Band ist das Thermometer, das hier bei -30°C am Anschlag steht, und das schon seit geraumer Zeit.
(Edit: Die Lüftung ist dabei voll offen, weil sonst die Haube zugefrieren würde - das sähe dann exakt so aus wie im FS2020. Macht die Temperatur im Cockpit leider nicht wirklich angenehmer.)
Dazu eine kleine Anekdote für die Realitätsfanatiker unter Euch:
In dieser Höhe ist man auf derselben Funkfrequenz wie die Airliner (man ist ja auch im selben Luftraum unterwegs), so auch auf diesem Flug.
Irgendwann meint dann "Langen RADAR" (wie gesagt, die leiten die Airliner über dem Rheintal!):
- "Delta 9566, ich hätte da eine Frage"
- "Delta 9566, go ahead"
- "Delta 9566, wie ist denn die Temperatur in Eurem Cockpit?"
- "Delta 9566, geschätzt etwa minus 43 Grad Celsius."
- "Delta 9566, da habt Ihr es sicher sehr.... ähhh... kuschlig im Cockpit"
- "Delta 9566, roger".
Es gab dann tatsächlich Gelächter auf der Frequenz von irgendelchen Airliner-Piloten in geheizten Cockpits.
Lessons learned:
Gebt nicht zu viel auf mehr oder weniger korrekte Verfahren und deren exakte Nachbildung in einem PC-Flugsimulator. In der Praxis wird erstaunlich viel in ganz normalem Gespräch übertragen.
Als Abschluß: Das Spielzeug unserer Schüler.
Segelfliegen ist g**l.