Nach meinem Fehlkauf der Beech Duchess von Justflight gab es noch ein zweites Flugzeug, das mich reizte, nämlich die Falcon 50, die schon seit einiger Zeit von Flysimware in einer Art "offener Beta" vertrieben wird.
Bei der Falcon 50 handelt es sich um ein Geschäftsreiseflugzeug, dessen Entwicklung Anfang der 70er-Jahre begann. Ziel war ein sicheres, schnelles Flugzeug mit einer Reichweite deutlich über 5000 km für bis zu 10 Passagiere. Dabei wurde ein Konzept mit drei Strahltriebwerken bevorzugt, um die 1964 neu eingeführte Regelung, wonach Zweistrahler jederzeit binnen 60 Minuten einen Ausweichflughafen erreichen mussten, umgangen wurde. Das Flugzeug wurde immerhin über 30 Jahre von 1976 bis 2008 gebaut.
Bei Flysimware war ich eigentlich nach der "Old school Skylane" von 2011 skeptisch: eine grottenschlechte Umsetzung! Etwas befriedet hatte mich die wirklich gute Bell 47G derselben Firma und die guten Kritiken, die es für den Learjet 35 gab. Warum nicht mal einen etwas "old fashioned" Dreistrahler mit einer durchaus altmodischen Instrumentierung, die durch 2 GTN750 statt der damals oft verbauten GNS530 aufgepeppt wird?!
Das Flugzeug ist mit knapp 130 MB relativ schlank, was den Download angeht, dafür aber mit knapp 50 € durchaus ambitioniert, was den Preis angeht. Geliefert wird ein Flugmodell mit einigen Bemalungen, eine 45-seitige Dokumentation sowie Checklisten und Performance-Daten über das Kniebrett. Der erste Aufruf des Flugzeugs im Simulator wirft dann auch gleich ein schlechtes Licht: der P3Dv4.4 crasht. Grund dafür ist aber nicht die Falcon, sondern das automatisch (bei denen, die es gekauft und installiert haben) eingebaute Milviz/REX Wx-Radar, das noch nicht v4.4 tauglich ist.
Also werden schnell die entsprechenden 3 Zeilen in der Panel.cfg auskommentiert. Nun muss man nur noch die Logik des Management-Tools verstanden haben, und schon arbeiten 2 GTN-Units (Flight1 oder RXP, werden nicht mitgeliefert!) im Pedestal und übernehmen die Navigationsarbeit. Das Lesen des Manuals ist durchaus anzuraten, denn ansonsten bekommt man die Triebwerke nicht ans Laufen! Wenn dies aber funktioniert, wird man mit einem richtigen Sound beim Hochfahren der Turbinen belohnt.
Wer sich in der Maschine umsieht, ist zunächst mal nicht begeistert. Hier haben Carenado und Co. das deutlich bessere Händchen, um einem ein authentisches Look and Feel rüberzubringen. Doch nach ein wenig Einarbeitungszeit macht das Cockpit richtig Spaß! Fast alle Systeme sind umgesetzt und wollen bedient werden, dabei macht sich das optisch eher einfache Cockpit bei der Performance kaum bemerkbar. Noch liefert das Wetterradar nur einen schwarzen Bildschirm, aber dies wird sich hoffentlich bald ändern.
Das Außenmodell der Falcon empfinde ich als sehr gelungen. Die Proportionen stimmen, Fahrwerk und seine Animationen sind sehr detailliert und gelungen. Gut gefallen mir die animierten Slats (Vorflügel) und die ebenfalls am mittleren Triebwerk animierten Reverser. Die Bemalungen selbst sind eher guter Standard und stechen nicht durch viel Phantasie heraus. Wenn man den Flieger abstellt, kann man den/die Piloten entfernen, Chocks setzen, Sensoren und Triebwerke mit Schutzcovern versehen und auch die empfindlichen Cockpitscheiben mit einer Plane abdecken.
In Flight ergeben sich mit der Falcon keine Überraschungen, wenn man vorsichtig mit den Gashebeln arbeitet. Der Autopilot arbeitet sehr gut und genau, auch im Landeanflug gibt es beim Umschalten von GPS auf ILS keine Probleme, der Glideslope wird akkurat abgeflogen.
Wer in den Staaten unterwegs isst, kann sich jetzt über das zweite GTN freuen: während Unit1 für die Navigation zuständig ist, kann Unit2 ganz locker für die entsprechenden Charts eingesetzt werden. Natürlich lassen sich beide Screens per Mausklick als Extra-Window anzeigen.
Als Fazit bleibt für mich: Flysimware hat einen richtig guten Business-Jet geliefert, der auch auf längeren Strecken gerne "by the numbers" geflogen werden kann. Schade nur, das gerade die Numbers im schmalen Manual kaum Beachtung finden. Fliegen lässt sich der "Falke" hervorragend, man sollte nur mit der Trimmung aufpassen, die viel zu empfindlich auf Eingaben reagiert. Die Integration des GTN750 ist sehr gut gelungen und lässt ein FMS kaum vermissen. Leider gibt es für Online-Piloten aber keine aktuellen NAV-Daten für das Garmin-GTN.
Interieur und Bemalungen sind eher auf FS9-Standard, aber die Immersion stimmt. Wer einmal im Cockpit sitzt und gestartet ist, findet kaum Zeit dafür, Abnutzungserscheinen zu entdecken. Gute Flugeigenschaften, ein sehr guter Sound, gute Systemtiefe - das passt! Nur die Dokumentation ist wirklich eine Nummer zu klein für ein Flugzeug dieser Preisklasse.